Orly
Dr.Martha Renner

Arbeitweise

Die Technik meiner Malerei beruht auf der Beobachtung und der intensiven Wahrnehmung natürlicher und künstlerischer Phänomene. Ich lerne, während ich arbeite und mein Unterbewusstsein arbeitet, während ich genieße und beobachte. Bei der künstlerischen Arbeit setze ich auf den intensiven Dialog mit dem Bild und auf die spontanen thematischen Assoziationen.
Inhaltlich ist für mich die unkonventionelle Aufarbeitung eines Themas wichtig, wobei meine individuelle Sicht- und Denkweise ausschlaggebend ist. Manchmal werden nur spontane Anregungen, Ideen oder tiefe Emotionen zum Ausdruck gebracht. Dieser geistige Vorgang verleiht den Bildern expressive Kraft. Manchmal sind sie etwas schockierend, oder nur überraschend anders als gewohnt. Diesen ganzen Prozess, der mit der Wahrnehmung und der Auseinandersetzung mit dem Motiv beginnt und mit dem fertigen Werk ein Ende findet, nenne ich „kognitive Abstraktion“.

Stufen meiner künstlerischen Entwicklung

Mit acht Jahren entdeckte ich die Macht der Fantasie und erzählte meine selbst erfundenen Märchen meinen Spielkameraden, und, was mich am meisten überraschte: Sie hörten mir stundenlang aufmerksam zu. Jetzt erzähle ich meine Märchen für Erwachsene und Kinder von guten Drachen, Kobolden, chinesischen Prinzessinnen und Prinzen, hilfreichen Wesen etc. Darin kommt die ursprüngliche Unbefangenheit und Unschuld wieder an die Oberfläche.
Die Erfahrungen eines bewegten privaten Lebens und eines anstrengenden und verantwortungsvollen Berufs als Ärztin haben die unschuldigen Traumwelten verändert. Manchmal drängen sich die dunklen Schatten des Daseins mit erstaunlicher Kraft in meine Bilder und beherrschen die Aussage. So zum Beispiel in den Arbeiten, die ihren Ursprung in der Beschäftigung mit den Patienten haben. Es entstanden oft ganze Serien von Skizzen und Zeichnungen. Gerade im schnellen Erfassen eins Zustands liegt für mich die Möglichkeit des spontanen, emotionalen, aber auch ironischen Ausdrucks.

Schon als Jugendliche war ich unmittelbar berührt von der Kunst der Moderne. Meine ersten Kontakte mit der Kunstszene fanden in den großen Privatsammlungen der Eltern und Großeltern meiner Schulkameraden in Budapest statt. Das besondere Flair der ungarischen Metropole erlaubte ambitionierten Kunstsammlern, die großen ungarischen Maler und Bildhauer des Impressionismus und Expressionismus einem privaten Kreis zu zeigen: Herrliche Bilder und Skulpturen in entspannter und freier Atmosphäre. (z.B. die Sammlung Oltvanyi Imre, Fruchter Lajos)

K&BIm Jahr 1997 wehte mich der Reisewind nach New Orleans (Daher der Künstlername Orly). Denn der Besuch in der K&B Stiftung in New Orleans wurde zu einem Schlüsselerlebnis. Dort bilden öffentliche Räume, Arbeitsleben und Kunst eine überwältigend lebendige Mischung. Sie bieten dem Betrachter die Möglichkeit, sich in vollkommen ungestörter und freier Atmosphäre einen unkommentierten Überblick über die amerikanische und internationale Kunst der klassischen Moderne und der Gegenwart zu verschaffen.
Dieses Erlebnis verknüpfte sich in meiner Seele mit der jugendlichen Bilderschau in den Privatgalerien in Budapest und beflügelte mich, meine Sehnsucht nach eigenem kreativen Schaffen in die Tat umzusetzen.
Seitdem ist für mich die künstlerische Arbeit tägliche Notwendigkeit und Zentrum meines Lebens geworden.